Riane Eisler
Wissenschaftlerin für gesellschaftliche Systeme und Humanistin
1939 musste Riane Eisler mit ihren Eltern ihren Geburtsort und ihre Heimatstadt Wien verlassen. Die Flucht vor den Nazis führte sie zunächst nach Kuba, später ließ sie sich in den USA nieder.
Heute ist sie Kodirektorin des Center for Partnership Studies in Pacific Grove, Kalifornien. Als international anerkannte Wissenschaftlerin, Futuristin und Aktivistin ist sie die einzige Frau, die in einem Atemzug mit großen Denkern wie Hegel, Marx und Toynbee genannt wird. Sie wurde in die preisgekrönte Zusammenstellung "Great Peacemakers" als eine von zwanzig führenden Persönlichkeiten für den Weltfrieden aufgenommen, zusammen mit Mahatma Gandhi, Mutter Teresa und Martin Luther King.
Mit ihrer Forschung schafft sie neue Perspektiven - nicht nur für unsere Vergangenheit, sondern auch für die Gegenwart und vor allem für die Zukunft. Und eine neue gesellschaftliche und politische Agenda für den Aufbau einer humaneren und ökologisch nachhaltigen Welt. Zu den Pionierleistungen von Riane Eisler gehört, dass sie maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Frauen und Kinder - immerhin die Mehrheit der Menschheit - heute in den Geltungsbereich der Menschenrechte einbezogen werden.
Mehr noch als für ihre mehr als 500 wissenschaftlichen Artikel ist sie für ihre Bücher bekannt: Ihr Bestseller "Kelch und Schwert - Unsere Geschichte, unsere Zukunft" hat inzwischen die 57. Auflage erreicht und wurde in 27 Ländern veröffentlicht. In dem Buch "Die verkannten Grundlagen der Ökonomie - Wege zu einer Caring Economy", das von Erzbischof Desmond Tutu und Jane Goodall gelobt wurde, konzentriert sie sich auf die Wirtschaft. Andere Werke wie "Transforming Interprofessional Partnerships", "Equal Rights Handbook" oder "Women, Men, and the Global Quality of Life" wurden mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
In unserem Gespräch erläutert Riane Eisler, warum unser Verständnis von Geschlecht bzw. das "geschlechtliche Wertesystem" überholt ist und wie es mit unserer ausbeuterischen Beziehung zu "Mutter Erde" zusammenhängt. Und wie sehr es unser Wirtschaftssystem beeinflusst, das auf Hierarchien beruht. Eine ideale Wirtschaft, so Eisler, wäre vollständig "partnerschaftlich". Das bedeutet, dass sie auf gegenseitigem Respekt beruht - gegenüber den Menschen, aber auch gegenüber der Umwelt.